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Angst vorm Leben: Ursachen und Tipps zur Selbsthilfe!

Angst vorm Leben

Angst vorm Leben ist keine Seltenheit. Rund 5 % der Bevölkerung leiden unter dieser Störung. Sie machen sich ständig Sorgen um die Zukunft und haben negative Gedanken. Häufig reichen schon Kleinigkeiten aus, um in einen Zustand von Angst und Panik zu verfallen.

Kennst Du diese Reaktion von Dir selbst? Kreisen Deine Gedanken auch ständig um mögliche negative Ereignisse in der Zukunft? Wird auch Dein Alltag von Angst beherrscht? Dann bist Du hier genau richtig! Im folgenden Ratgeber erfährst Du, wie Angst vor dem Leben entsteht und was Du dagegen tun kannst.

1. Ursachen – Wie entsteht Angst vorm Leben

Das Gefühl der Angst ist im Grunde genommen ein Gefühl, das unser Überleben sichert. Insbesondere bei unseren Vorfahren war dieses Gefühl von entscheidender Bedeutung. Angst löst eine entsprechende Reaktion aus, zum Beispiel Flucht oder Kampf. Wenn unsere Vorfahren einem Säbelzahntiger begegneten, entschieden sie, schnell zu flüchten. Dies sicherte das eigene Leben. Die Ursache von Angst liegt also in einer überlebenswichtigen Funktion unseres Körpers.

In der heutigen Zeit sind wir jedoch seltener echten Gefahrensituationen ausgesetzt. Die Angst vorm Leben beschreibt deshalb regelmäßig auftretende Angstzustände in Situationen, welche in der Realität jedoch weniger als lebensbedrohlich gelten. Betroffene machen sich Angst um die Zukunft und malen sich häufig die schlimmsten Horrorszenarien aus.

Psychologische Gründe in vielen Fällen der Auslöser

Die Entstehung einer Angststörung ist auf verschiedene Ursachen zurückzuführen. Meistens liegen hier jedoch psychologischen Faktoren zugrunde. Manchmal wird die Angst vorm Leben durch ein tragisches Ereignis ausgelöst. Dies kann zum Beispiel der Verlust einer nahestehenden Person oder auch die Diagnose einer schweren Krankheit sein. Erwachsene Menschen entwickeln oft eine Angststörung, wenn sie sich in einer Lebenskrise befinden.

Erlebnisse und Erfahrungen aus der Kindheit

Nicht selten entsteht die Angst aber auch in der Kindheit, da hier das sogenannte Urvertrauen entwickelt wird. Ein nicht entstandenes oder im Laufe der Kindheit zerstörtes Urvertrauen kann Ängste auslösen oder zumindest begünstigen. Für ein heranwachsendes Kind ist es extrem bedeutsam, Vertrauen in die Welt und in sich selbst zu entwickeln. Wenn die Eltern jedoch eine sehr negative Weltansicht haben und ihrem Kind (bewusst oder auch unbewusst) vermitteln, dass die Welt ein böser oder gefährlicher Ort ist, so wird das Kind diese Ansicht immer mehr verinnerlichen.

Bekommt ein Kind in seinen ersten Lebensjahren nicht genug Liebe, Zuwendung und Anerkennung, so kann auch dies das Urvertrauen nachhaltig zerstören. Ein Kind, welches glaubt, nicht gut genug zu sein, glaubt auch nicht an seine eigenen Fähigkeiten und seine Handlungskompetenz. Es fühlt sich den Geschehnissen der Welt demnach hilflos ausgesetzt.

Genetische Ursachen noch nicht eindeutig erforscht

Einige Wissenschaftler erforschen heutzutage auch den Zusammenhang von biologischen und genetischen Faktoren bei der Entstehung von Angststörungen. Studien haben gezeigt, dass auch körperliche Faktoren eine Rolle spielen. Eine These besagt beispielsweise, dass bei manchen Menschen aufgrund genetischer Ursachen weniger Glückshormone produziert werden als bei anderen. Eine verminderte Produktion solcher Botenstoffe kann Angststörungen und andere psychische Erkrankungen begünstigen.

Dennoch ist die Forschungslage hier noch nicht eindeutig. Es wird davon ausgegangen, dass sich die Entstehung von Angst durch ein Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren erklären lässt. In aller Regel spielen die Lebensumstände hierbei eine zentrale Rolle.

Raus aus der Angst... Rein ins Leben!

2. Welche Symptome zeigen Betroffene

Die Symptome können bei einer Angststörung in unterschiedlichem Ausmaß auftreten. Ein wichtiges Diagnosekriterium ist, dass die Angst auftritt, obwohl es objektiv gesehen keinen wirklichen Grund dafür gibt.

Angst haben, obwohl keine reale Gefahr besteht

Die Angst zeigt sich bei Betroffenen in jenen Situationen, in welchen sie von außen betrachtet, unbegründet ist. Zum Beispiel ist die Angst bei einem jungen und körperlich gesunden Menschen plötzlich einen Herzinfarkt zu erleiden, eher unbegründet. Zwar besteht prinzipiell die Möglichkeit, dass dieses Ereignis eintritt, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit äußerst gering.

Körperliche und psychische Symptome verstärken sich gegenseitig

Die entstandene Angst vor dem Leben zeigt sich dann auf vielen verschiedenen Ebenen. Sowohl körperliche als auch psychische Symptome spielen hierbei eine Rolle und begünstigen sich immer wieder gegenseitig. Betroffene geraten somit in einen Teufelskreis, aus dem sie alleine selten wieder herauskommen.

Auf psychischer Ebene entstehen typische Angst-Symptome, wie zum Beispiel Besorgtheit, Angst vor Kontrollverlust oder die Angst falsch zu handeln. Auch Schwindel oder Benommenheit können sich dabei zeigen. Die Betroffenen haben dabei oft eine verzerrte Wahrnehmung der Umwelt und der eigenen Person. Das Ausmaß der Angst kann von Mensch zu Menschen und auch in verschiedenen Situationen sehr variieren. Viele Menschen steigern sich in eine sogenannte Angst- oder Panikattacke so stark hinein, dass sie Todesangst bekommen.

Auch körperliche Symptome wie Schweißausbrüche, Anspannung, Mundtrockenheit, Zittern, Herzklopfen, Atembeschwerden, Beklemmungsgefühle, Übelkeit und Schmerzen in der Brust oder im Bauch treten in solchen Situationen auf.

Ein Teufelskreis entsteht

Je nachdem, um was für ein konkretes Angstgefühl es sich handelt, verstärken sich die Symptome gegenseitig. Wenn ein Betroffener beispielsweise Angst vor einem Herzinfarkt hat, so löst diese Angst (welche zunächst nur im Kopf ist) körperliche Beschwerden wie Herzklopfen oder Beklemmungsgefühle aus. Diese so entstandenen körperlichen Symptome bestätigen dem Betroffenen, dass seine Angst vollkommen berechtigt ist. Dies kann die körperlichen Symptome noch weiter verstärken, welche wiederum die angstauslösenden Gedanken verstärken. Oft spricht man deshalb von einem Teufelskreis der Angst.

Die Situationen, in welcher Angst entsteht, können allerdings sehr unterschiedlich sein. Nicht selten sind die Gefühle von Angst und Besorgnis ein ständiger Begleiter im Alltag der Betroffenen.

3. Leben mit Angst und Depressionen

In vielen Fällen leiden Menschen, die Angst vorm Leben haben auch unter anderen psychischen Erkrankungen. Insbesondere die Symptome von einer Depression überschneiden sich häufig mit den Symptomen einer Angststörung. Viele leiden deshalb parallel unter einer Depression und unter der Angst vorm Leben.

Gedanken kreisen ständig um die Zukunft

Menschen, die Angst vor dem Leben haben, machen sich ständig Sorgen um die Zukunft und haben negative Gedanken. Genauso ist es auch bei Menschen mit Depressionen. Zudem fühlen sich Betroffene der beiden Krankheiten meistens hilflos ihrem Schicksal ausgesetzt. Sie glauben, an der Welt und an sich selbst nichts ändern zu können und fühlen sich deshalb machtlos. Auch haben sie eine andere (negative) Wahrnehmung. Depressionen und Angststörungen stehen deshalb aufgrund der Symptomatik in einem engen Zusammenhang.

Zusammenhang zwischen Angst und Depression

Fraglich bleibt, wie der Ursache-Wirkungs-Zusammenhang ist. Wissenschaftlicher sind sich nicht einig darüber, ob die Angst vorm Leben eine Depression auslösen kann oder umgekehrt. Wer Angst vorm Leben hat, macht sich ständig Sorgen um die Zukunft. Logischerweise kann dies zu depressiven Verstimmungen und letztendlich auch zu einer schweren Depression führen.

Andersherum können depressive Menschen jedoch genauso gut im Laufe ihrer Depression eine generalisierte Angst vorm Leben entwickeln. Fest steht jedoch, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang gibt. Aus diesem Grund ist es hilfreich, die Angst vorm Leben zeitgleich mit den Symptomen einer Depression zu behandeln.

4. Angst vorm Leben überwinden – Tipps zur Selbsthilfe

Angst zulassen und lernen, mit den Gefühlen umzugehen

Auch wenn es zunächst paradox erscheinen mag: Ein hilfreicher Tipp, um die Angst zu überwinden, ist es, die Angst zuzulassen. Nicht selten leiden Betroffene unter der „Angst vor der Angst“. Wichtig ist vor allem, dass Du Dir über die Symptomatik und die Existenz Deiner Angst bewusst bist. Auf einer bestimmten Bewusstseinsebene weißt Du demnach auch, dass Deine Angst unbegründet ist.

Wenn Dir eine bestimmte Situation im Leben Angst bereitet, dann hilft es wenig, zu versuchen, Dir selbst die Angst auszureden. Stattdessen hilft es Dir, zu lernen, die Angst zuzulassen und mit den Gefühlen umzugehen.

Atemübungen und Entspannungstechniken

Anstatt Dich gegen die Gefühle der Angst zu wehren, solltest Du Dir lieber einige Strategien erarbeiten, mit der Angst umzugehen und dieser vorzubeugen. Sehr hilfreich sind dazu Atemübungen und Entspannungstechniken wie zum Beispiel Meditation.

Bestimmte Atemübungen können Dir auch dabei helfen, eine akut auftretende Panikattacke zu überwinden. Atme dazu 10-mal tief ein und wieder aus. Konzentriere Dich dabei ausschließlich auf Deinen Atem. Den Fokus auf Deinen Atem zu richten, hat die Folge, dass Dein Geist abgelenkt wird, da sich die Gedanken auf das Ausführen der Atemtechnik richten. So lassen die Symptome schnell nach und Du wirst Dich besser fühlen.

Freunden und Familienmitgliedern anvertrauen

Auch solltest Du versuchen, Deine Angst vorm Leben nicht alleine zu bewältigen. Vertraue Dich Freunden oder Familienmitgliedern an und sprich über Deine Sorgen. Das Gefühl, mit einem Problem alleine dazustehen, verstärkt die Problematik häufig noch.

Mach Dir außerdem bewusst, dass Du nicht der einzige Mensch auf der Welt bist, der unter einem solchen Problem leidet. Du bist nicht abnormal, sondern leidest unter einer psychischen Störung, von der sehr viele Menschen betroffen sind. Deshalb kannst Du über diese Problematik sprechen und Dir Hilfe holen.

Empfehlung der Redaktion

Du bist verzweifelt und weißt nicht, wo Du anfangen sollst? Du möchtest Hilfe von Menschen, die Dein Problem verstehen und die besten Lösungsstrategien kennen? Dann ist es sinnvoll, das Selbsthilfe-Programm „Raus aus der Angst … Rein ins Leben!“  auszuprobieren. Das Programm wurde von einer ehemals Betroffenen entwickelt. Es hilft Dir, Deine Angst zu verstehen. Darüber hinaus lernst Du in verschiedenen Übungen, wie Du Deine Angst überwinden kannst und so neuen Lebensmut gewinnst.

5. Wann ist eine Therapie sinnvoll

Einer Therapie solltest Du Dich vor allem dann unterziehen, wenn Deine Lebensqualität erheblich eingeschränkt ist. Das Ausmaß der Angst vorm Leben kann, wie eingangs erwähnt, sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Wenn die Angst Dein Leben beherrscht, solltest Du unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Im Allgemeinen verschwindet eine Angststörung nicht von alleine. Ganz im Gegenteil: In den meisten Fällen fängt sie klein an und wird im Laufe der Zeit immer stärker, bis sie letztendlich Dein Leben beherrscht. Deshalb ist es sinnvoll, so früh wie möglich, etwas dagegen zu unternehmen.


Quellen und weiterführende Inhalte:

  • Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (Hrsg.): „Klinische Psychologie & Psychotherapie“. Berlin: Springer (2011).
  • Bandelow, B.; Wiltink, J.; Alpers, G. W.; Benecke, C.; Deckert, J.; Eckhardt-Henn, A.; Ehrig, C., Engel, E.; Falkai, P.; Geiser, F.; Gerlach, A.L.; Harfst, T.; Hau, S.; Joraschky, P.; Kellner, M.; Köllner, V.; Kopp, I.; Langs, G.; Lichte, T.; Liebeck, H.; Matzat, J.; Reitt, M.; Rüddel, H.P.; Rudolf, S.; Schick, G.; Schweiger, U.; Simon, R.; Springer, A.; Staats, H., Ströhle, A.; Ströhm, W.; Waldherr, B.; Watzke, B.; Wedekind, D.; Zottl, C.; Zwanzger, P.; Beutel M.E. Deutsche S3-Leitlinie Behandlung von Angststörungen. www.awmf.org/leitlinien.html (2014).
  • Ursachen Angststörung https://psychische-hilfe.wien.gv.at/site/fakten/angststoerung/ursachen-von-angststoerung/
  • Zusammenhang Angststörung und Depressionen https://www.psog.de/zusammenhang-angststoerung-depressionen/

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